Gestern musste ich schmunzeln: aus heiterem Himmel ein Leserbrief zum Thema Piratenpartei unter der Überschrift Legal an fremder Arbeit bereichern? Dachte ich: Schön. Erfahren wenigstens noch ein paar Leute mehr das es die Partei gibt.
Der Autor berichtet von einem Virus der umgeht, von Jugendlichen die das Internet in den Bundestag tragen wollen, von utopischen Schlaraffenlandvorstellungen. Und es geht um Medien die es nicht mehr geben wird wenn sie für alle frei zugänglich sind. Der junge Mann (angehender Ingenieur) hat Angst, es nicht mehr für das tägliche Brot reicht, wenn andere sich an seinen Leistungen bereichern können, weil Patente abgeschafft worden sind. Er schließt mit den Worten: Würden die Piraten in den Bundestag segeln, würde dort sicher ein Chaos ausbrechen, wie man es von Piraten kennt.
Ich denke (und schrieb an leserbriefe@zgm-muensterland.de):
Ohne freie Software keine Arbeitsplätze in der IT…
Im Leserbrief Legal an fremder Arbeit bereichern? vom 9.September zeigt sich der Autor besorgt. Dazu folgende, hoffentlich beruhigende, Sätze:
Im Wahlprogramm der Piraten wird nicht gefordert, dass Urheberrecht und Patente abgeschafft werden. Es geht um eine Neuausrichtung.
Die Geschäfte von Apple und Amazon laufen nicht schlechter, seit dort statt elektronisch gefesselter Musik frei kopierbare MP3 erhältlich sind. Die Fesseln nützen niemandem, auch nicht den Verwertern.
Junge Ingenieure sollten sich davor fürchten später aufgrund der Verletzung von (Trival-)Patenten belangt zu werden, und nicht erwarten, dass das Patentsystem ihnen zur Seite steht. Das System ist inzwischen die Domäne der Juristen, nicht der Ingenieure, und behindert Innovation.
In der IT sind Arbeitsplätze ohne freie Software längst nicht mehr denkbar. Ich und die meisten meiner Kollegen verdanken ihren Arbeitsplatz der Existenz von GNU, Apache, Mozilla und Co. Verdient wird mit der Zusammenstellung von Komponenten zu neuen innovativen Systemen und dem Service drumherum.
Vor allem aber scheinen die Piraten für den Erhalt von Grundrechten der Bürger, Erhaltung der Privatsphäre und Datenschutz zu stehen. Wer meint er hätte nicht zu verbergen, hat sicher auch nichts gegen eine Kamera in seinem Schlafzimmer, oder? Irgendwann ist bei jedem eine Grenze überschritten!